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Kelletat, D.. Die Küsten der Erde: Vielfalt, Geoarchive und Risikoräume. – Ein Beitrag zur 25. Jahrestagung des Arbeitskreises „Geographie der Meere und Küsten“. In: Gönnert, G., Pflüger, B., Bremer, J.-A. (eds.). Von der Geoarchäologie über die Küstendynamik zum Küstenzonenmanagement. Coastline Reports (9), pp. 1-14. EUCC - The Coastal Union, Leiden, 2007.

Zusammenfassung:

Aus Anlass der 25. Jahrestagung des Arbeitskreises „Geographie der Meere und Küsten“ innerhalb der deutschen Geographie sei ein weiter thematischer Überblick über eines der faszinierendsten Forschungsfelder der Erde gestattet, nämlich die Küsten, wobei die Blickrichtung des Verfassers natürlich eher die physischen Aspekte berücksichtigen wird. Erst mit der synoptischen Sicht der Erde in hochauflösenden Maßstäben, wie sie uns die Satellitentechnik ermöglicht, können wir die ganze Vielfalt der Küsten erfassen und lernen dabei, dass alle bisherigen Klassifizierungen Lücken aufweisen und wir für manche Phänomene noch gar keine abgestimmten Begriffe gebildet haben. Das gilt für die extrem vielfältigen Erscheinungen der Ingressionsküsten ebenso wie für biogen gestaltete Küstenformen oder geomorphologische Ergebnisse extremer Gestaltungsprozesse, wie sie uns beispielsweise in Tsunamis begegnen. Ein kurzer Überblick dazu mag genügen. Spannender wird es, wenn wir die Küsten als Geoarchive nutzen: sie liefern uns Auskünfte über frühere Meeresspiegelstände und damit auch wichtige Klima-Informationen, und das in feiner Auflösung, wenn man die richtigen vernetzten Techniken anwendet. Vor allem die Geo- Archäologie hat auf diesem Gebiet hervorragendes geleistet und nicht nur ehemalige Küstenlinien auf Karten fixiert, sondern uns Rekonstruktionen ganzer Landschaften für historische und prähistorische Zeitschnitte geliefert, die unser Verständnis von Umweltveränderungen im jüngeren Holozän erheblich erweitert haben. Erst relativ neu ins Blickfeld gerückt sind Extremereignisse an den Küsten der Erde, jedenfalls ihre ganze Breite und die damit verbundenen Risiken für die Küsten-Infrastruktur und die dort ansässige Bevölkerung bzw. Besucher dieser Räume. Über Sturmfluten der Mittelbreiten wussten wir viel, über Wirbelstürme der Tropen ebenfalls etliche Details. Beides sind Erscheinungen, bei denen wenigstens ein gewisser Schutz und Vorwarnungen möglich und auch entwickelt sind. Das ist anders bei Tsunamis, deren nahezu weltweites Auftreten in Zeiten eines hohen Meeresspiegelstandes erst in den letzten Jahren als Extrem-Risiko erkannt wurde. Bedauerlicherweise sind die Pläne für Warn- und Schutzmaßnahmen trotz der Mega-Katastrophe im Indischen Ozean im Jahre 2004 bisher kaum vorangekommen. Auch Aspekte dieser „extreme events“ im Küstenraum und vor allem neue Einsichten und Methoden zu ihrer Erforschung werden behandelt.

PDF: Artikel1_Kelletat.pdf (1.764.354 Bytes)
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