Logo EUCC
Deutsch English
<< | Überblick | >>

Klein, R.J.T.. Coastal Vulnerability, Resilience and Adaptation to Climate Change: An Interdisciplinary Perspective. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel, 2003 - Dissertation.

Zusammenfassung:

1996 kam der „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) zu der Folgerung, dass, obwohl die möglichen Auswirkungen eines Klimawandels für sich allein nicht immer die größte Bedrohung für natürliche Küstensysteme darstellen dürften, sie aber in Verbindung mit anderen Stressfaktoren zu einer ernstzunehmenden Angelegenheit für Küstenanrainer werden könnten. Dies gilt besonders an jenen Orten, an denen die Widerstandsfähigkeit bereits reduziert worden ist. Die in dieser Arbeit vorgestellte Forschung dient dem Ziel, die Frage zu beantworten, auf welche Weise Küstensysteme und –gemeinschaften auf einen Klimawandel reagieren würden und könnten, und insbesondere wie diese Reaktion als Teil von Vulnerabilitätsuntersuchungen in Küstenregionen eingeschätzt werden kann.

Ausgangspunkt für diese Forschungsarbeiten ist die Entwicklung eines methodologischen Rahmens zur Abschätzung der Vulnerabilität von natürlichen und sozioökonomischen Systemen hinsichtlich des Klimawandels, unter Einbeziehung nichtklimatologischer Stressfaktoren. Innerhalb dieses Rahmens wird die Vulnerabilität des natürlichen Systems als eine Funktion seiner Suszeptibilität und Widerstandsfähigkeit betrachtet und die sozioökonomische Vulnerabilität als eine Funktion der potentiellen Auswirkungen und der Vermeidungs- und Bewältigungsfähigkeit. Anpassung kann die Vulnerabilität verringern, indem entweder die natürlichen Widerstandsfähigkeit oder die sozioökonomische Vermeidungs- und Bewältigungsfähigkeit erhöht wird.

Während umfangreiche Forschungsarbeiten zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Küstengebiete durchgeführt wurden, wurde Anpassung bislang viel weniger detailliert betrachtet. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass es bislang keine klare Methodik zur Bewertung von Anpassungen gab, teilweise auf ein mangelndes Verständnis dessen, was Anpassung ist und wie sie die Vulnerabilität hinsichtlich des Klimawandels und seine negativen Auswirkungen verringern kann. Die Aufsätze, die das Kernstück dieser Arbeit bilden, haben zu einem verbesserten Verständnis der Anpassung in Küstengebieten beigetragen.

Von besonderer Bedeutung ist es, das Konzept der Anpassung eher als einen kontinuierlichen und iterativen Prozess denn als eine einmalige Aktivität zu verstehen. Der Prozess der Anpassung, der mit bestehenden Entscheidungskriterien, Entwicklungszielen und Managementpraktiken verträglich sein muss, besteht aus den folgenden vier Hauptschritten: (i) Informationsbeschaffung und Entwicklung eines Problembewusstseins, (ii) Planung und Design von Anpassungsmaßnahmen, (iii) Umsetzung und (iv) Überwachung und Auswertung. Bis heute hat sich die Bewertung von Anpassung hauptsächlich auf das Umsetzungsstadium konzentriert, d.h. auf die eigentlichen Maßnahmen zur Verringerung negativer Auswirkungen des Klimawandels. Der Umfang des verfügbaren Regelwerks, an Technologien, Expertise und sonstiger Mittel, um Anpassungsoptionen tatsächlich umzusetzen, wird in der Regel nicht bewertet, obwohl Informationen zu diesen Aspekten wahrscheinlich ein realistischeres Bild der Vulnerabilität hinsichtlich des Klimawandels böten als eine bloße Abschätzung der Effizienz verfügbarer Optionen. Es ist eher die Anpassungsfähigkeit, welche die Vulnerabilität bestimmt, als das Vorhandensein von Anpassungsoptionen.

Statt einer bloßen Konzentration auf die Erkennung und Abschätzung von Anpassungsoptionen, findet zunehmend Beachtung, dass eine Vulnerabilitätsanalyse den Kontext zu berücksichtigen hat, in welchem die Anpassung stattfindet, einschließlich jener Faktoren, die die Anpassungsfähigkeit eines Landes, einer Gemeinschaft oder eines wirtschaftlichen Sektors beeinflussen. Anpassungsfähigkeit kann als die Fähigkeit definiert werden, Anpassungsmaßnahmen zu planen, sich darauf vorzubereiten, sie zu ermöglichen und sie durchzuführen. Zu den Faktoren, die die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel bestimmen, gehören wirtschaftlicher Wohlstand, Technologie und Infrastruktur, Information, Wissen und Fähigkeiten, Institutionen, Gerechtigkeit und soziales Kapital. Daraus folgt, dass die Anpassungsfähigkeit der meisten industrialisierten Länder höher ist als die von Entwicklungsländern. Während zum Beispiel Bangladesch und die Niederlande eine ähnliche Suszeptibilität hinsichtlich eines Meeresspiegelanstiegs haben, fehlt es Bangladesch an den wirtschaftlichen Mitteln, an der Technologie und Infrastruktur, über die die Niederlande verfügen, um auf mögliche Auswirkungen zu reagieren.

Anpassungsfähigkeit ist nicht auf direktem Wege messbar. Neue Forschungswege werden beschritten, um Methodologien zur Bewertung der Anpassungsfähigkeit zu entwickeln und anzuwenden. Im Vergleich zu Vulnerabilitätsuntersuchungen der ersten Generation verlagert sich der Schwerpunkt von Modellen und szenariogestützten Analysen zukünftiger Bedingungen zu den Notwendigkeiten, Potentialen und einschränkenden Faktoren, welche die Anpassung eines Landes oder eines Sektors heute und in der Zukunft bestimmen. Vulnerabilitätsuntersuchungen der zweiten Generation bauen auf den in den Studien der ersten Generation erlangten Erkenntnisse auf, um die Vulnerabilität eines Systems hinsichtlich zukünftiger Klimabedingungen mit der Vulnerabilität eines Systems hinsichtlich der heutigen Klimavariabilität in Verbindung zu setzen. Aus der Art und Weise, wie heutige Wetterextreme Länder und sozioökonomische Sektoren beeinflussen und Anpassungsmaßnahmen auslösen, lässt sich eine Vielzahl an Informationen über deren Anpassungsfähigkeit gewinnen. Durch die Verknüpfung von zukünftigen Klimaänderungen mit der heutigen Klimavariabilität wird darüber hinaus die Relevanz von Studien zur Vulnerabilität, zu Anpassungsmöglichkeiten und zur Anpassungsfähigkeit für Politiker und andere relevante Akteure erhöht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die hier vorgestellten Forschungsarbeiten zum konzeptionellen Verständnis der Vulnerabilität, Widerstandsfähigkeit und Anpassung hinsichtlich des Klimawandels beigetragen haben. Dabei ließen sich etliche Schwachstellen in den gegenwärtigen Methodologien zur Bewertung der Vulnerabilität aufdecken, insbesondere in Hinblick auf die Betrachtung von Anpassung. Durch diese Forschungsarbeiten wurde die Grundlage geschaffen für eine neue Generation von Vulnerabilitätsstudien, die die Anpassungsfähigkeit in den Mittelpunkt stellen und somit für Politiker und Planer von größerer Bedeutung sind.

(Seite in 0,02 Sekunden erzeugt.)